Ausgabe_V5

Medienhaus-Lectures „Fundamente“

Was ist die Basis des Entwerfens? Was sind die Quellen des Schöpferischen?

Diesen Fragen stellen sich in diesem Sommersemester 2018 die Medienhaus Lectures: Unter dem Titel „Fundamente – Gestaltungslehre zwischen gelebter Utopie und konzeptionellem Pragmatismus“ reflektiert die Vortragsreihe die Gestaltungslehre an der Universität der Künste Berlin in einem internationalen und interdisziplinären Kontext.

Der Fokus liegt auf den scheinbar gegensätzlichen Konzepten, die sich zwischen dem kunsthandwerklich geprägten Ansatz der Basler Schule und dem geisteswissenschaftlichen Ansatz der „Liberal Arts“ des Warren Wilson College bewegen, und er geht zurück bis zum Black Mountain College (1933–1957), das als legendärer, künstlerischer Nährboden der amerikanischen Avantgarde gilt und sich durch größtmögliche Offenheit, Experimentierfreude und Interdisziplinarität in der didaktischen Grundauffassung auszeichnet.

medienhaus_3Liberal Arts“ – Jason Miller, PhD

Zu Besuch ist Jason Miller vom Warren Wilson College in Asheville, North Carolina. Er erklärt das Konzept der „Liberal Arts Education“ und vergleicht dieses mit anderen Lehrmethoden, insbesondere der STEM Education (gemeint sind die Fachbereiche Science, Technology, Engineering, Mathematics). Außerdem zeigt er Zusammenhänge mit der altgriechischen und der mittelalterlichen Ausbildung auf, sowie die Vor- und Nachteile des Konzepts „Liberal Arts“ für Studierende wie Institutionen. Durch „Lernen um des Lernens Willen“ ergeben sich beispielsweise höhere Kosten, idealerweise aber auch eine gezielte Persönlichkeits- und Interessenbildung.

Miller spricht detailliert über die Finanzierung des Studiums und die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Abschließend geht er auf die pragmatische Zusammenführung von idealistischen Ansätzen mit dem Nützlichkeitskonzept ein, die als Werte für die „Liberal Arts Education“ stehen.

medienhaus_1„Basler Schule“ – Prof. Michael Renner

Michael Renner, Leiter des Instituts für Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel, gewährt breitgefächerte Einblicke in studentische Entwurfsprozesse aus diversen Jahrzehnten, die den zeitlichen Kontext widerspiegeln und Lehrkonzepte verstehen lassen. In seiner Zeitreise durch die Geschichte und Philosophie des Grundlagenstudiums („Vorkurs“) bis zum aktuellen Studienprogramm der „Basler Schule“ zeigt er Entwicklungen, Umbrüche und Neuausrichtungen auf. Für ihn ist das Wissen über einzelne Übungen und Lehrmethoden weniger entscheidend als die Veranschaulichung der Prozesse und Erfahrungen im Studium, unabhängig auch von den Techniken damals und heute.

Als Mitglied des Projekts Swiss Graphic Design and Typography Revisited, bei dem sieben Forscherinnen und Forscher die Entwicklung Schweizer Grafik und Typografie zusammentragen, ist Renner einer der wichtigsten Gestalter der Lehre in der Schweiz.

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„Black Mountain College“ – Jonathan Creasy, PhD

Zum dritten Teil der Vorlesungsreihe ist Jonathan C. Creasey zu Besuch im Medienhaus. Der Autor, Herausgeber und Verleger gibt Einblick in Lehre und Leben am Black Mountain College. Die inzwischen legendäre Hochschule existierte nur von 1933 bis 1957. Mit ihren interdisziplinär-experimentellen und besonders demokratischen Lehrmethoden war sie Anlaufstelle für die damals immigrierten Bauhäusler und künstlerischer Nährboden einer neu entstehenden amerikanischen Avantgarde. Creasey exploriert nicht nur die progressive Philosophie und Vision des Colleges, sondern auch formgebende, zentrale Persönlichkeiten wie Josef und Anni Albers – und ebenso die Schnittstelle zu den Liberal Arts.

Der in Kalifornien studierte und in Irland ansässige Autor hat zum Thema jahrelang geforscht. Aus dieser intensiven Auseinandersetzung ging 2016 sein Buch „The Black Mountain Letters“ hervor.