Über: Josef Albers – Interaction of Colors

„Die Quelle der Kunst ist die Diskrepanz zwischen physikalischem Tatbestand und psychologischem Effekt.“

1888 in Bottrop geboren, begann Joseph Albers eine Ausbildung zum Lehrer, nur um kurz später, von zeitgenössischen Künstlern inspiriert, eine künstlerische Karriere anzustreben. Es folgten Studien an der Königlichen Kunstschule in Berlin, dem Kunstgewerbemuseum in Essen, der Akademie der Bildenden Künste in Berlin und der Kunstakademie in München. Ab 1920 war Albers am Bauhaus in Weimar, wo er zunächst den Vorkurs bei Johannes Itten besuchte, den er schließlich von 1928 bis zur Schließung durch die Nationalsozialisten 1933 leitete. Joseph und seine Frau Anni Albers emigrierten daraufhin in die USA, wo Albers von 1933 bis 1949 als Lehrbeauftragter am Black Mountain College in North Carolina tätig war, später in Yale mit der Leitung der Designabteilung. Als Gastdozent der Hochschule für Gestaltung in Ulm auf Bitte der Direktoren Max Bill und Otl Aicher konnte Albers nach dem Krieg erneut eine Lehrtätigkeit in Deutschland aufnehmen.

„Systeme reichen nicht aus um das Kreative im Menschen zu wecken. Die Applikation von Regeln steht der schöpferischen Entfaltung entgegen.“

In seiner pädagogischen wie künstlerischen Arbeit untersuchte Albers zumeist die Wechselwirkung und gegenseitige Beeinflussung von Farbe, Form und Fläche. Zu seinen bekanntesten Malereien zählt die „Homage to a Square“-Serie die er ab den 1950er Jahren fertigte. In dem 1963 zum ersten Mal erschienenen Buch „The Interaction of Color“ (Wechselwirkung der Farbe) akkumuliert Albers seine farbtheoretischen Erkenntnisse und Übungen. Er lehnt dabei eine theoretische Herangehensweise und objektive Systematisierung von Farbe ab und vertritt die Ansicht, dass man Farbe erst durch Erforschen und Erleben verstehen könne. Er begreift Farbe demnach nicht als physikalisches, sondern als psychologisches Phänomen, bezeichnet sie als das „relativste“ Medium der Kunst und konstatiert uns Menschen ein äußerst schlechtes Farbgedächtnis – im Gegensatz zum Tongedächtnis. Unsere Farbwahrnehmung sei darüber hinaus ob der veränderbaren Wirkung von Farbe nicht zuverlässig. Themen, denen er mithilfe von praktischen Untersuchungen, Experimenten und Spielen auf die Spur geht umfassen Farbenlesen und Farbgefüge, Relativität der Farbe, Farbharmonien, Farbtäuschungen und Farbtemperaturen.

Er vergleicht dabei das Farbensehen mit dem Schreiben, dem Kochen, Musizieren oder dem Theaterspiel. Wer hier ein pragmatisches Lehrbuch erwartet, wird enttäuscht. Dennoch lohnt sich eine Auseinandersetzung mit der innovativen Haltung und liberalen Einstellung zu einem der grundlegenden Themen in der Gestaltung auch heute noch.