Experiment New Bauhaus Chicago

„In 1946, when I came to the school they handed me a piece of paper with a list of ten assignments to give the students. I thought it was the best way to teach photography then, and I think it‘s the best way to teach photography now.“ (Harry Callahan: 1982, nach John Grimes, „Taken by Design“, 2002)

Am 1937 von László Moholy-Nagy gegründeten New Bauhaus Chicago, dem heutigen Institute of Design, wurde ein für die Fotografiegeschichte bedeutendes Lehrprogramm entwickelt. Mit zehn Begriffen sollte experimentell an das Medium Fotografie herangegangen und eine eigenständige Haltung entwickelt werden:

. Light
. Multiples
. Motion
. Contrast
. Groups/sequences
. Solarization/reticulation
. Sky
. Copy
. Stand
. Transformation

Heute sind statische Bilder beinahe zur Randgruppe geworden. Auf Youtube, Instagram, im Interface Design oder im Vorbeifahren auf Plakatwänden – Bilder werden kontinuierlich gescrollt, gezoomt, gescreent, heruntergeladen, transformiert, bewegt. Was bedeuten neue Medien für unseren Umgang mit dem Bild und wie kann das damalige Verständnis von Fotografie noch relevant sein?

Die Studierenden nähern sich den zehn Begriffen, die mit Technik und Materialität der Fotografie einerseits, mit dem Sehen andererseits zu tun haben, sich schließlich aber frei interpretieren lassen. Auch wenn sich mit der Veränderung der Bilder und der Medien gleichsam das Sehen verändert hat, können eine Konzentration im Sinne eines aktiven Blick- oder Fokuswechsels sowie Techniken der Schärfung, Verunschärfung und Abstraktion oder Übersetzungsleistungen in neue Medien zu interessanten Ergebnissen führen und die eigene Position zum Medium schärfen.

Dr. Kristina Lowis, die Kuratorin der Ausstellung New Bauhaus Chicago. Experiment Fotografie und Film im Bauhaus-Archiv Berlin, gibt einführend und begleitend Einblicke in Lehren, Lernen und Wirken am New Bauhaus Chicago.